Wasser.Leben
Das Künstlerduo Ramacher & Einfalt arbeitet medien- und grenz-überschreitend. Ihre Installationen und Objekte werden durch Videoarbeiten und der eigenen elektronischen Musik (gemeinsam mit Martin Kolber) ergänzt und erweitert. Die ironisch, humorvolle Selbstdarstellung in Lederhosen, bestückt mit skurrilen Accessoires und das Posieren in aberwitzigen Situationen ist ein wesentlicher Bestandteil ihrer bildlichen wie auch performativen Arbeit. Die Künstler erzählen uns in ihren Installationen Geschichten voll Poesie und Ironie. Doch die fabulöse, absurde Erzählung wird bei näherer Betrachtung bald zur komplexen Inhaltlichkeit, die bewusst irritiert oder unsere Phantasie im wahrsten Sinne zu beschleunigen versucht. Ihre Transportmittel, die uns zur Reise einladen, erinnern an Leonardos Konstruktionen, deren Ernst jedoch durch die charakteristische humorvoll-poetische Formensprache des Duos aufgehoben wird.  In dieser Ausstellung zeigen sie zum Thema Wasser. Leben eine Auswahl ihrer Wasserfahrzeuge und –objekte. Wasser fungiert dabei als Sinnbild gesellschaftlicher Gegebenheiten, als auch als Trägerelement komplexer kapillarer Systeme. Ihre Arbeiten fokussieren auf den Raum und agieren im Spannungsfeld zwischen Objekt und Malerei. Das Thema Wasser verstehen die Künstler als Auftrag, eine Auswahl heterogener und durchaus unerwarteter Zugänge zu zeigen. Wasser wird zur Metapher (im Sinne des „im Fluss Seins“) für Bewegung, Denken und geistige Freiräume. Anders als bei den meisten Künstlerduos sind die Werke auch individualisiert. Die Malereien und Objekte von Ramacher & Einfalt fügen sich im künstlerischen Dialog zu gemeinsam erarbeiteten multimedialen Installationskonzepten zusammen. Die Idee der farbigen, künstlichen Hölzer oder Leitsysteme sind dabei die Umsetzung von Bildmotiven der Malerei in den Raum. Solcherart wird ihr künstlerischer Austausch stets Teil der Arbeit und auch für den Betrachter sichtbar. Durch die  Bezüge der einzelnen Objekte und Bilder zueinander entwickeln Ramacher & Einfalt eine charakteristische Inszenierung im Raum und setzen ihre Idee eines multimedialen Gesamtkunstwerks um.

Die Ausstellung bietet erstmals die Möglichkeit einen Einblick in die vielfältigen Werke zu erhalten, die Ramacher & Einfalt in den letzten Jahren zum Thema Wasser im weitesten Sinn erarbeitet haben. Die Umsetzungen gehen dabei von Schiffskonstruktionen bis hin zum Aquarium. Das Arbeiten mit dem Selbstporträt ist dabei stets präsent. Das goldene Schlauchboot ist das zentrale Motiv der Ausstellung. Beide Künstler setzen sich als lebensgroße Figuren in Bezug zum Objekt. Während  Einfalt im Boot sitzt, sieht man die lebensgroße Figur von Jürgen Ramacher auf einer Parkbank verweilen. Das Schlauchboot ist ein überarbeitetes Rettungsboot, der drinnen sitzende Künstler (J. Ch. Einfalt) wartet auf den, noch auf der Parkbank sitzenden Ramacher. Es ist eine beschauliche Szene, die nichts von einem Rettungseinsatz hat. Vielmehr hat man den Eindruck beide Künstler wollen aufbrechen, um der Realität zu entfliehen und in eine neue Phantasiewelt einzutauchen. Doch der Aufbruch in neue Wege fällt schwer. Das Gold verleiht dem Boot eine neue Ästhetik, macht den scheinbar billigen Gegenstand zu etwas Kostbarem und verleiht ihm eine neue Materialität. Er wird aus seiner ehemaligen Funktionalität herausgehoben. Kennt man den Hintergrund, dass das Boot in Armenien auf der Biennale zu sehen war und auch dort, wo Schlauchboote eine absolute Rarität sind, gekauft wurde, so wird das Wechselspiel der Wertigkeiten ebenfalls zum Thema. Ebenso verleiht das Gold dem mit Luft gefüllten Schlauchboot den Anschein ewiger Haltbarkeit. Das durchaus unerwartete Auftauchen der beiden Künstler in den Bildern und Objekten entwickelte sich zu einem Markenzeichen von hohem Wiedererkennungswert. Selbst die detailreichen und zeichnerisch meisterhaften Comicbücher von J. Ch. Einfalt handeln von Ramacher & Einfalt in typischer Kleidung. Am Grund des Aquariums tauchen sie als antike Figuren auf und sind auf vielen Bildern als kleine Figuren in die Malerei gesetzt. J. Ch. Einfalts Malerei zeigt Arbeiten aus verschiedenen Werkzyklen, von der „Apokalyptischen Reise“ bis hin zur aktuellen Serie „Formungen und Schichtungen “. Das Schiff und das Wasser werden dabei zu Möglichkeiten sich in andere Seinszustände zu bewegen. Sie haben dabei stets etwas von einem Traum, in dem einzelne Bilder aufblitzen, die sich dann jedoch wieder in der Ferne verlieren und bekannte Motive sich mit neuen Elementen im Bild verbinden. Manche Motive verdichten sich und rücken in den Vordergrund und werden als Objekte in den Raum weitergeführt.

Die Ausstellung bietet eine Möglichkeit in eine andere Realität einzutauchen, sich einzulassen in die Bildwelt von Ramacher & Einfalt, deren Ästhetik neue Sinnbilder schafft, von einer sinnlichen Poesie bis hin zur kritischen Ironie, um „gegen den Strom zu schwimmen“.

zur Ausstellung Wasser.Leben / Millstatt 2009